Saar-Universität stärkt ihren Europa-Schwerpunkt.
Kooperation mit der Villa Vigoni am Comer See
Die Universität des Saarlandes startet eine Kooperation mit der Villa Vigoni, dem Deutsch-Italienischen Zentrum für den Europäischen Dialog am Comer See. Unter dem Titel „Exzellenzlabor Europa“ entsteht dabei ein internationales Diskussionsforum der Europaforschung in den Kultur- und Sozialwissenschaften. Zum Auftakt findet vom 9. bis 13. September 2021 in der Villa Vigoni die Sommerschule „Restitution, Reparationen, Reparation – Wege zu einer neuen Weltgesellschaft?“ statt.
Der Kooperationsvertrag wird am 11. September im Rahmen eines Festaktes unterzeichnet.
Die Villa Vigoni gilt als einer der bedeutendsten Orte für die deutsch-italienische Wissenschaftskooperation und als wichtige Plattform für den interdisziplinären Dialog auf europäischer Ebene. Mit der Vereinbarung zur gemeinsamen Einrichtung eines „Exzellenzlabors Europa“ kann die Universität des Saarlandes ihren Europa-Schwerpunkt wesentlich stärken und profilieren. Sie ist – neben den Universitäten in Frankfurt/Main und Hamburg – die dritte Universität in Deutschland, die eine Kooperation mit der Villa Vigoni eingeht.
Das„Exzellenzlabor Europa“, das künftig einmal im Jahr in der Villa Vigoni stattfinden soll, richtet sich insbesondere an junge Kultur- und Sozialwissenschaftler.
„In diesem Diskussionsforum für jüngere Forscherinnen und Forscher wollen wir in den kommenden Jahren interdisziplinäre Reflexionen über europäische Themen anregen und Fragestellungen diskutieren, die Europas Beziehungen in und zur Welt thematisieren“, erklärt Markus Messling. Der Saarbrücker Professor für Romanische Kulturwissenschaft und Interkulturelle Kommunikation hat gemeinsam mit der Komparatistin Prof. Christiane Solte-Gresser das diesjährige erste Exzellenzlabor Europa initiiert, das vom 9. bis 13. September in der Villa Vigoni am Comer See stattfindet – als internationale Sommerschule für 18 Doktorandinnen und Doktoranden aus verschiedenen Ländern Europas.
Mit einem Festakt wird die Kooperation am 11. September von der Generalsekretärin der Villa Vigoni Dr. Christiane Liermann Traniello und Universitätspräsident Prof. Manfred Schmitt in der Villa Vigoni eröffnet. Die Festrede hält Prof. Patricia Oster-Stierle, Vorsitzende des Clusters für Europaforschung der Universität des Saarlandes (CEUS), das das Exzellenzlabor Europa koordiniert und verantwortet. Im Anschluss findet eine Lesung mit Gespräch mit der Schriftstellerin Helena Janeczek statt, die 2018 mit dem „Premio Strega“, dem wichtigsten Literaturpreis Italiens, ausgezeichnet wurde. Lesung und Gespräch werden moderiert von der Literaturkritikerin, Autorin und Journalistin Dr. Maike Albath.
„Wir sind sehr stolz über die Gelegenheit, durch die Kooperation künftig jedes Jahr internationale Geisteswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler in der Villa Vigoni zusammenzubringen“, freut sich Universitätspräsident Manfred Schmitt. „Das ‚Exzellenzlabor Europa‘ trägt auch dazu bei, den Europa-Schwerpunkt der Universität des Saarlandes weiterzuentwickeln und nachhaltig zu stärken.“
Die internationale Sommerschule widmet sich unter dem Titel „Restitution, Reparationen, Reparation – Wege zu einer neuen Weltgesellschaft?“ der Frage nach den ethischen Konsequenzen, die mit dem Ruf nach materiellen Reparationen verbunden sind. Unter anderem soll darüber diskutiert werden, wie sich Europa in der aktuellen Zeit der Krise, in der sich alte Machtstrukturen fortsetzen und soziale Ungleichheiten wachsen, positionieren sollte. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer der Sommerschule können sich dazu mit renommierten internationalen Gästen austauschen.
Gäste der Sommerschule sind die Literaturwissenschaftlerin Aurélia Kalisky (Berlin) mit ihrer Forschung über Zeugenschaft im Kontext der Shoah und kolonialer Verbrechen, die Autorin Igiaba Scego (Rom), die in ihrem Werk die Erfahrung von Trauma und die Möglichkeiten der Heilung in (post-)kolonialen Zusammenhängen thematisiert, sowie die Soziologin Angelica Pesarini (Toronto) und der Kulturanthropologe Jonas Tinius (Saarbrücken), die sich mit gesellschaftlichen Voraussetzungen und Konsequenzen dekolonialer Museumsarbeit in Italien und Deutschland auseinandersetzen; darüber hinaus die Schriftstellerin Helena Janeczek (Mailand) mit ihrem literarischen Werk zu Erinnerung und Shoah sowie der Philosoph Olivier Remaud (Paris), der in seiner aktuellen Publikation „Penser comme un iceberg“ Mensch-Natur-Verhältnisse neu denkt.
Die Kooperation zwischen der Villa Vigoni und der Universität des Saarlandes verdankt sich der Initiative von Dr. Christiane Liermann Traniello, Generalsekretärin der Villa Vigoni, und von Prof. Markus Messling. Von Seiten der Universität des Saarlandes werden im diesjährigen „Exzellenzlabor“ zwei Leuchttürme im Europa-Schwerpunkt zusammengeführt – das DFG-Graduiertenkolleg „Europäische Traumkulturen“ und der ERC Grant „Minor Universality. Narrative World Productions After Western Universalism“. Das Cluster für Europaforschung (CEUS) der Universität des Saarlandes, in dessen Collegium Prof. Messling und Prof. Solte-Gresser Mitglieder sind, hat als fakultätsübergreifende Plattform im Europa-Schwerpunkt den Auftrag, dieses interdisziplinäre Format zu koordinieren.
Das Diskussionsforum in der Vigoni über aktuelle gesellschaftspolitische Themen erlaubt es uns, gemeinsam und im Gespräch nachzudenken. Besonders freue ich mich über die Chancen, die unsere Kooperation für die Doktorandinnen und Doktoranden hat – denn gerade für die jungen Kolleginnen und Kollegen in den Kultur- und Sozialwissenschaften ist die Erfahrung wichtig, dass Kulturreflexion eine gesellschaftliche Bedeutung hat.«
Prof. Markus MesslingHintergrund:
Die Villa Vigoni e. V. ist ein bilateraler Verein, der 1986 durch die Bundesrepublik Deutschland und die Republik Italien gegründet wurde. Als Deutsch-Italienisches Zentrum für den Europäischen Dialog engagiert sich die Villa Vigoni für die deutsch-italienischen Beziehungen und die Zusammenarbeit in europäischer Perspektive und setzt sich für Ausbau und Vertiefung eines Dialogs in Wissenschaft, Kultur, Politik und Gesellschaft ein. Von diesem Schwerpunkt aus bietet die Villa Vigoni heute einen Ort der interkulturellen Begegnung und Diskussion für eine weite Spanne an Themen und Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler aus der ganzen Welt. Seit vielen Jahren bestehen ebenfalls trinationale Programme in deutsch-italienisch-französischer Kooperation.
Das Cluster für Europaforschung (CEUS) hat das Ziel, die Universität des Saarlandes in den kommenden Jahren als eine der führenden Europa-Universitäten Deutschlands zu etablieren. Es geht aus dem 2012 gegründeten Europa-Kolleg hervor und wurde 2020 neu strukturiert. Als zentrales und interdisziplinäres Forschungs- und Kompetenzzentrum der Universität im Themenfeld Europa vernetzt das CEUS die Europa-Akteure der Universität, um fachübergreifende Verbundaktivitäten in Forschung und Lehre zum Gegenstand Europa auf Exzellenzniveau zu generieren, zu bündeln und nachhaltig für den Universitätsstandort Saarland fruchtbar zu machen.
Dieser Text wurde urprünglich von der Universität des Saarlandes veröffentlicht.